Prof. Dr. Patrick Oschmann: „Für Betroffene ist das eine große Chance.“

Lässt sich Alzheimer aufhalten? Noch klingt es wie Zukunftsmusik. Der Weg, den die Wissenschaft beschritten hat, ist zwar lang, hat aber gute Aussichten, zum Ziel zu führen. So sieht das Prof. Dr. Patrick Oschmann, Direktor der Klinik für Neurologie der Klinikum Bayreuth GmbH. An der Betriebsstätte Klinik Hohe Warte ist eines von nur acht deutschen Forschungszentren, an denen in den kommenden beiden Jahren eine europaweite Bestätigungsstudie für ein neuartiges Alzheimer-Medikament läuft.

Dass es wirken kann, haben vorausgegangene Studien in Ansätzen bereits gezeigt. Die aktuelle Studie soll nun klären, ob die Wirkung durch eine erhöhte Dosierung verbessert werden kann. Und für eben diese Studie suchen Prof. Oschmann und sein Team noch bis zum Jahresende Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Bisher in Europa zugelassene Medikamente zielen auf eine Behandlung der Symptome ab und nicht darauf, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen. Allerdings tut sich in der Forschung viel: In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Studien zu drei Medikamenten durchgeführt, die erstmals an der Ursache von Alzheimer ansetzen. Sie sollen die schädigenden Eiweißablagerungen im Gehirn, die Alzheimer auslösen können, abbauen.

Die Studien, die in der USA und in Europa durchgeführt wurden, zeigten: Der Prozess funktioniert. Allerdings seien Effekte nur in frühen Krankheitsstadien zu erwarten, erklärt Prof. Oschmann. Bei Patientinnen und Patienten also, die in ihrem Alltag zwar bereits Einschränkungen spüren, ihn aber noch weitestgehend alleine bewältigen können.

Was wird im Rahmen der aktuellen Studie getestet?

Es handelt sich um eine Bestätigungsstudie. Bereits im Jahr 2019 hat die erste in Europa durchgeführte Studie zu dem Medikament gezeigt: In einem frühen Erkrankungsstadium ist es möglich, bestimmte Eiweiß-Ablagerungen abzutransportieren. Nicht bei allen Patienteninnen und Patienten und nicht immer in gleicher Weise, doch aber bei einer signifikanten Zahl. Allerdings hatte eine parallel in den USA durchgeführte Studie nicht den gleichen Erfolg gebracht. Die Ursache vermuten Wissenschaftler in der Höhe der Dosierung. „In Europa wurde das Medikament höher dosiert, die Erfolge waren besser. Nun soll eine weitere Studie klären, ob eine angepasste Dosis tatsächlich eine signifikant höhere Wirksamkeit erzielen kann“, sagt Oschmann.

Für diese Studie nehmen Prof. Oschmann und sein Team gerade Patientinnen und Patienten auf. „Betroffene sollten diese Chance wahrnehmen“, rät Oschmann. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind laut bisheriger Erfahrungen nicht zu erwarten.

Für Patientinnen und Patienten, die bereits an Alzheimer leiden, wenn auch in einem sehr frühen Stadium, ist die Studie damit die derzeit beste Chance, ein Medikament zu erhalten, das eine realistische Aussicht bietet, Alzheimer in seiner Ursache zu behandeln“, sagt Oschmann.

Prof. Dr. Patrick Oschmann, Direktor der Klinik für Neurologie der Klinikum Bayreuth GmbH.
Prof. Dr. Patrick Oschmann, Direktor der Klinik für Neurologie der Klinikum Bayreuth GmbH.

EXPERTENKONTAKT

Studienzentrum Neuorlogie
Klinik Hohe Warte

Telefon: 0921 400-3441
(Mo – Fr von 9.00 bis 12.00 Uhr)

E-Mail: studienzentrum.neurologie@klinikum-bayreuth.de

Wie wirkt das Medikament?

Das Studien-Medikament wirkt proteinbezogen. Es ist in der Lage, ein bestimmtes Eiweiß zu erkennen, das Beta-Amyloid, und dessen Abbau zu fördern. Dieses ist zwar nicht das einzige, aber einer der häufigsten Eiweiß-Komplexe, die für die Alzheimer-Erkrankung ursächlich sein können. „Aus diesem Grund muss bereits die Auswahl der Studienteilnehmer gewissenhaft erfolgen“, sagt Prof. Oschmann. Durch bildgebende Verfahren, wie sie am Klinikum Bayreuth in der Klinik für Nuklearmedizin möglich sind, lässt sich die Ablagerung von Beta-Amyloid nachweisen. „Dieser Nachweis ist im Vorfeld unerlässlich.“

Wer kann an der Studie teilnehmen?

  • Betroffene müssen zwischen 60 und 85 Jahren alt sein.
  • Die Alzheimer-Erkrankung muss sich in einem frühen Stadium befinden. Es sollen leichte kognitive Einschränkungen spürbar sein, der Alltag muss aber noch weitestgehend alleine bewältigt werden können.
  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer brauchen eine engagierte Angehörige oder einen engagierten Angehörigen, der bereit ist, die Studienteilnahme zu betreuen und zu unterstützen.

Eine Studienteilnahme ist nicht möglich, wenn:

  • in den vergangenen zwölf Monaten ein Hirninfarkt, eine Hirnblutung, oder Bewusstlosigkeit bekannt sind.
  • die Patientin oder der Patient in den vergangenen zehn Jahren Krampfanfälle oder epileptische Anfälle hatte.
  • (aus der Vergangenheit) Krebserkrankungen bekannt sind oder Chemotherapien stattgefunden haben. Eventuelle Ausnahmen wären mit den betreuenden Studienärzten abzustimmen.
  • blutverdünnende Medikamente eingenommen werden müssen, beispielsweise Marcumar.

Weitere Kriterien können Interessierte direkt mit den Mitarbeitern im Studienzentrum der Klinik für Neurologie besprechen.

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