Gelenkverschleiß, auch Arthrose genannt, ist die häufigste Gelenkerkrankung in Deutschland. Manchmal führt kein Weg an einer Operation vorbei. Das wirft bei den Betroffenen viele Fragen auf. In unserem Interview spricht Dr. med. Bernhard Öhlein, Chefarzt der Orthopädischen Klinik im Helios Klinikum Meiningen, über die Möglichkeiten der modernen Endoprothetik.

Sehr geehrter Herr Chefarzt, Sie leiten die Orthopädische Klinik in Meiningen seit 2015. Was bildet seitdem den Schwerpunkt Ihrer Arbeit?
Ich habe bei meinem Start eine gut funktionierende Klinik übernommen, die auf höchstem Niveau orthopädische Chirurgie betreibt. Über die Jahre haben wir dies weiter gepflegt und ausgebaut. Dafür bin ich sehr dankbar.

Wir sind in diesem Jahr zum 10. Mal in Folge zum Endoprothesenzentrum der maximalen Versorgung zertifiziert worden. Dieses System erfasst über 500 Kliniken in Deutschland, die in großer Stückzahl künstliche Hüft- und Kniegelenke implantieren.

Die Datenlage beweist klar, dass die Ergebnisqualität mit der Erfahrung der Operateure und demnach auch der Anzahl der Eingriffe steigt. Je mehr Erfahrung, desto besser ist die Behandlungsqualität und desto seltener treten Komplikationen auf. Auch in diesem Jahr konnten wir wieder zeigen, dass wir in den Qualitätskriterien überdurchschnittlich gut abschneiden. Zusammen mit meinen Oberärzten der Klinik versorgen wir Verschleißerscheinungen an allen großen Gelenken.

Was sind die Herausforderungen ihrer Arbeit?
Eine zentrale und größere Herausforderung heute und in der Zukunft sehe ich in der Ausgestaltung der Medizin per se. Wir sind uns im Leitungsteam der Orthopädischen Klinik einig, dass unser Fokus trotz fortschreitender Technik auf eine patientenzentrierte Medizin gerichtet sein muss.

Wir wollen in unseren Strukturen sicherstellen, dass wir den einzelnen Patienten mit seinem gesamten sozialen Gefüge und seiner aktuellen medizinischen Not ganzheitlich wahrnehmen. Wir alle wissen, wie notwendig dies ist. Die Strukturen im privaten Umfeld älterer Menschen geben oft nicht mehr das her, was früher die Großfamilie und Lebensgemeinschaften leisten konnten.

Ausführliche Beratung und die Beantwortung aller aufkommenden Fragen schafft Vertrauen: Dr. med. Bernhard Öhlein, Chefarzt der Orthopädischen Klinik im Helios Klinikum Meiningen (r.), im Patientengespräch mit Ralf Ender aus Breitungen (l.) und Helmut Dittmar aus Meiningen. Jährlich werden im Helios Klinikum Meiningen über 700 künstliche Gelenke eingesetzt.
Ausführliche Beratung und die Beantwortung aller aufkommenden Fragen schafft Vertrauen: Dr. med. Bernhard Öhlein, Chefarzt der Orthopädischen Klinik im Helios Klinikum Meiningen (r.), im Patientengespräch mit Ralf Ender aus Breitungen (l.) und Helmut Dittmar aus Meiningen. Jährlich werden im Helios Klinikum Meiningen über 700 künstliche Gelenke eingesetzt. Foto: Helios Klinikum Meiningen

Was halten Sie von der allgemeinen Meinung „Für eine Gelenkprothese sollte man so alt wie möglich sein“? Ist das noch zutreffend?
Diese Frage ist komplex und kann nicht mit ja oder nein beantwortet werden. Für die Indikation zur Operation gibt es harte Kriterien, wie unerträgliche Schmerzen aufgrund der Arthrose oder knöchernen Defektsituationen, die man unbedingt adressieren sollte. Gleichzeitig wissen wir aus den Registerdaten, wann ein Kunstgelenk statistisch gesehen früher als üblich verschleißt. Dazu gehören Faktoren wie junges Lebensalter mit unvernünftiger Belastung der Kunstgelenke ebenso wie Übergewicht, Diabetes mellitus und auch das Rauchen.
Gleichzeitig können wir aufgrund moderner OP- und Narkoseverfahren und der weiter entwickelten Implantate schwer eingeschränkte Patienten schnell wieder auf die Beine bringen, Arbeitsfähigkeit wiederherstellen, Lebensqualität signifikant verbessern und Schmerzfreiheit erreichen. Wenn alle Faktoren bedacht und gemeinsam erörtert werden, kann ein Gelenkersatz auch im jüngeren Lebensalter, etwa mit 60, die richtige Entscheidung sein.

Sind mit einem künstlichen Gelenk eigentlich alle Sportarten wieder möglich?
Prinzipiell sollte ein Kunstgelenk vor Punktbelastungen wie bei Sprungsportarten oder Kontaktsportarten verschont werden. Dazu werden unsere Patienten auch geschult. Altersbedingt scheidet dies für die älteren Patienten ohnehin aus. Hier kann man quasi sagen, dass alles möglich ist. Der Mitfünfziger, der gerne noch Volleyball spielt, sollte sich da mit einer Veränderung auseinandersetzen.

Was raten Sie Betroffenen? Sind Sie als Leiter einer Abteilung in der Klinik auch für die, die gerne beraten werden möchten, erreichbar?
Wir sind froh, dass wir über meine orthopädische Niederlassung im MVZ im Helios Klinikum in Dreißigacker montags und donnerstags Sprechstunden für jeden anbieten können, der sich rund um das Thema operative Orthopädie beraten lassen möchte oder Hilfe braucht.
Helios Klinikum Meiningen

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Bergstraße 3
98617 Meiningen

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Tipp des Monats

Osteoporose vorbeugen: Bewegung macht die Knochen stabiler

Damit die Knochen stark bleiben, braucht es nicht nur eine Ernährung, in der ordentlich Calcium steckt. Warum auch Bewegung so wichtig ist.

Knochen müssen regelmäßig belastet werden, um stabil zu bleiben und weniger schnell zu brechen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hin. Belastung für die Knochen heißt: Bewegung.

Ob Fußballtraining, Joggen, Pilates oder Radfahren: Vor allem dann, wenn es sportlich wird, regt Bewegung den Knochenstoffwechsel an.

„Dies geschieht durch die Muskeln, die am Knochen ziehen. Sie geben das Signal, mehr Calcium in das Skelettsystem zu transportieren und einzulagern“, so Prof. Uwe Maus von der DGOU. Dadurch gewinnen die Knochen an Stabilität – und auch Osteoporose wird vorgebeugt.

Auch die Ernährung zahlt auf die Knochenstärke ein

Besonders wichtig ist Sport übrigens für Kinder und Jugendliche. Denn bei ihnen baut sich die Knochenmasse noch auf.

Ganz ohne die Ernährung geht es aber nicht. Wichtig ist daher, reichlich Calcium zu sich zu nehmen – etwa durch Lebensmittel wie Milch, Hartkäse, Mineralwasser oder Spinat. Damit der Körper das gut verwerten kann, braucht es Vitamin D. Das bildet der Körper mithilfe von Sonnenlicht, es steckt aber auch in fettem Seefisch wie Hering oder Lachs.