Fast 70 000 Männer pro Jahr erkranken neu an Prostatakrebs. Mit fortschreitendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, einer von ihnen zu werden. Für ihre Behandlung ist vernetztes Fachwissen ebenso gefragt, wie langjährige Expertise im OP, in der Strahlentherapie oder der Hormontherapie. In Suhl befindet sich seit kurzem das einzige von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Prostatakrebszentrum in Südthüringen und eines von nur fünf in Thüringen überhaupt.

Mittwoch, 15 Uhr. Der Konferenzraum im SRH Zentralklinikum Suhl füllt sich. Frauen und Männer in weißen Arztkitteln nehmen Platz, während der Beamer bereits eine Aufnahme aus dem Computertomographen an die Wand wirft. Chefarzt Dr. Wachter begrüßt: „Herzlich willkommen zum Tumorboard.“ In der nächsten Stunde dreht sich unter den Expertinnen und Experten alles um die häufigste Krebserkrankung bei Männern und den richtigen Behandlungsweg für jeden einzelnen Patienten.

Zurück zum Termin: Strukturiert und mit dem Blick aufs medizinisch Relevante werden die Patienten des Prostatazentrums aus den vergangenen Tagen vorgestellt. Vorgeschichte, Tumorstadium, Behandlungsoptionen. Komprimiert auf eine Stunde die Ergebnisse von unzähligen Sprechstunden, Befunden von Blut- und Gewebeproben, Röntgen-, CT- und MRT-Aufnahmen, nuklearmedizinischer Diagnostik, Gesprächen und Untersuchungen.

Über die beste Behandlung für die Patienten, individuell auf die persönliche Situation zugeschnitten, in ihrem Zentrum diskutieren niedergelassene Urologen und Onkologen, Strahlentherapeuten aus der Klinik und Praxis, Pathologen, Radiologen, Schmerztherapeuten und Nuklearmediziner. Ihre Behandlungsempfehlungen orientieren sich immer an der Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung des Prostatakarzinoms. Damit werden geltende medizinische Standards unter Berücksichtigung fortschrittlicher und moderner Behandlungskonzepte eingehalten.

Auch eine Psycho-Onkologin ist Teil des Teams. Wenn es darum geht, die beste Behandlung für ihre Patienten zu finden, kann es auch einmal lebhaft werden: „Das ist die Stärke unseres Teams: wir alle sind gestandene Fachleute aus der Klinik und aus Praxen. Wir stehen mit unserer jeweiligen Expertise für unsere Patienten ein. Da kann ‚Mann‘ sicher sein, die beste Behandlungsempfehlung zu erhalten“, ist Zentrumsleiter Dr. Udo Wachter sicher.

Das Team des Zentralklinikums in Suhl ist stolz auf die Zertifizierung.
Das Team ist stolz auf die Zertifizierung. Foto: Michael Reichel/ari

Lange Zeit hatte der 56jährige Urologe auf die Gründung eines Prostatakrebszentrums hingearbeitet, seine Klinik nach den nötigen Abläufen und Routinen strukturiert. Kurz vor dem Weihnachtsfest 2022 war es dann soweit: ein zweitägiges Audit im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft, bei der jeder Stein und jedes Blatt Papier des künftigen Zentrums doppelt umgedreht wurde. „Mit diesem Behandlungs-TÜV werden wir vollständig transparent. Wir zeigen Fachleuten aus anderen Kliniken, was unser Zentrum kann – und sie sagen uns, was wir noch verbessern können. So eine Zertifizierung ist ein riesiger Kraftakt, dient aber allen Beteiligten. Und vor allem unseren Patienten“, so Wachter.
Ein zertifiziertes Prostatakrebszentrum muss feste Qualitätskennzahlen, Mindestmengen und Kooperationen nachweisen. Überprüft werden vor allem auch die Ergebnisse von Operationen, Strahlentherapie oder anderen Therapieformen bei einer Krebserkrankung: Wird die Kontinenz nach einem Eingriff erhalten? Wie verbessert sich die Lebensqualität? Und konnte ein Fortschreiten der Krebserkrankung verhindert werden? Zu wenig Platz allerdings komme dabei der einfühlsamen Pflege zu, die sein Team von der Ambulanz bis zur urologischen Station auszeichnet: „Wir alle wissen, dass eine Krebserkrankung eine absolute Ausnahmesituation ist. Sie verlangt viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit unseren Patienten und wirklich ein großes Herz. Ich bin meinem Team besonders dankbar, dass alle mit ganz viel Leidenschaft jeden Tag für jeden unserer Patienten da sind“, so Wachter.

Das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Bei Männern unter 40 Jahren kommt die Erkrankung so gut wie nicht vor. Das Durchschnittsalter für Neuerkrankungen liegt bei etwa 70 Jahren. Es wird geschätzt, dass etwa jeder achte Mann im Laufe seines Lebens mit Prostatakrebs konfrontiert wird. „Nicht immer wird operiert, nicht immer wird bestrahlt. Wichtig ist, die Lebensumstände unserer Patienten in die Therapie mit einzubeziehen“, ist sich Chefarzt Dr. Wachter sicher. Dabei schätzt er die Erfahrung seiner niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sehr. „Sie helfen als Teil unseres Zentrums nicht nur mit ihren medizinischen Fachkenntnissen, sondern auch dadurch, dass sie ihre Patienten oft seit vielen Jahren kennen“, bekennt er.

Und was sind die nächsten Schritte im Zentrum? „Unser Ziel ist es, unsere herausragende Qualität beizubehalten und weiter gut für unsere Patienten da zu sein“, sagt Wachter. Und wer weiß, vielleicht könne ja auch bald eine technische Neuerung verkündet werden, schmunzelt er. Mit seinem Zentrum zählt das gemeinnützige Suhler Klinikum bereits zehn durch Fachgesellschaften zertifizierte Zentren. SRH

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Tipp des Monats

Osteoporose vorbeugen: Bewegung macht die Knochen stabiler

Damit die Knochen stark bleiben, braucht es nicht nur eine Ernährung, in der ordentlich Calcium steckt. Warum auch Bewegung so wichtig ist.

Knochen müssen regelmäßig belastet werden, um stabil zu bleiben und weniger schnell zu brechen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hin. Belastung für die Knochen heißt: Bewegung.

Ob Fußballtraining, Joggen, Pilates oder Radfahren: Vor allem dann, wenn es sportlich wird, regt Bewegung den Knochenstoffwechsel an.

„Dies geschieht durch die Muskeln, die am Knochen ziehen. Sie geben das Signal, mehr Calcium in das Skelettsystem zu transportieren und einzulagern“, so Prof. Uwe Maus von der DGOU. Dadurch gewinnen die Knochen an Stabilität – und auch Osteoporose wird vorgebeugt.

Auch die Ernährung zahlt auf die Knochenstärke ein

Besonders wichtig ist Sport übrigens für Kinder und Jugendliche. Denn bei ihnen baut sich die Knochenmasse noch auf.

Ganz ohne die Ernährung geht es aber nicht. Wichtig ist daher, reichlich Calcium zu sich zu nehmen – etwa durch Lebensmittel wie Milch, Hartkäse, Mineralwasser oder Spinat. Damit der Körper das gut verwerten kann, braucht es Vitamin D. Das bildet der Körper mithilfe von Sonnenlicht, es steckt aber auch in fettem Seefisch wie Hering oder Lachs.