Bei Herzinfarkt-Verdacht sofort den Notarzt rufen

Oft ist es die Scheu vor dem Notruf 112 für den Rettungsdienst wegen neugieriger Blicke der Nachbarn oder weil man den Krankenhäusern nicht zur Last fallen möchte: Notfallmediziner kennen nur zu gut die Gründe für fatales lebensgefährliches Zögern von Notfallpatienten bei Verdacht auf Herzinfarkt oder andere Herznotfälle wie bösartige Herzrhythmusstörungen.

Der derzeitige Corona-Lockdown dürfte diese Hemmung vor dem Notruf 112 noch steigern. Viele Menschen sind derzeit verunsichert und besorgt: Während der Corona-Pandemie ins Krankenhaus? Bloß nicht! „Ein fataler Irrtum, der im schlimmsten Fall Leben kosten kann“, warnt der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, stellvertretender Vorstandsvorsitzen- der der Deutschen Herzstiftung. 

Rasches Handeln ist bei einem möglichen Herzinfarkt erforderlich. Foto: New Africa - stock.adobe.com

Denn bei einem Herznotfall zählt jede Minute. „Die derzeit hohen Zahlen an Corona-Infektionen dürfen nicht wie im Frühling dazu führen, dass Menschen bei Verdacht auf Herzinfarkt oder bei anderen notfallartigen Symptomen den lebenswichtigen Notruf 112 oder den Weg in die Notfallambulanz scheuen: entweder aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus oder wegen befürchteter Kapazitätsengpässe in den Kliniken“, so der Kardiologe und Intensivmediziner am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt a. M. im Expertenbei- trag. Pro Jahr fordert der Herzinfarkt in Deutschland über 46 000 Todesopfer und führt zu mehr als 212 000 Klinik- aufnahmen (Deutscher Herzbericht 2019).

Eine  vermehrte  Anfälligkeit  haben Patienten mit Risikofaktoren wie beispielsweise Diabetes und koronarer Herzkrankheit. Ihr Herz reagiert besonders empfindlich auf  Risikofaktoren wie Stress. Mit Blick auf die Corona-Pandemie fügt der Kardiologe hinzu:

„Bei vielen Menschen kommen in Zeiten von Corona sicherlich noch Sorgen und die Angst vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 hinzu. Das kann sich eben- falls in Form von Stress bemerkbar machen.“

Herzinfarkt und Herznotfälle: Unaufschiebbare Ereignisse für die Klinik

Herzinfarkt und andere Herznotfälle wie lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen sind keine aufschiebbaren Krankheitsfälle. Sie müssen rasch medizinisch versorgt werden. Kommt es beim Herzinfarkt etwa zum lebensbedrohlichen Kammerflimmern, kann nur ein Elektroschock über einen Defibrillator die Herzrhythmusstörungen beseitigen. Im Krankenhaus muss mittels Katheter das verstopfte Herzkranzgefäß so schnell wie möglich geöffnet werden, um einen weiteren Verlust von Herzmuskelgewebe zu verhindern. „Je mehr Zeit ohne Behandlung verstreicht, desto mehr Herzmuskel wird irreparabel zerstört“, sagt der Mediziner.

Die Deutsche Herzstiftung betont: Rettungsdienstleitstellen, Herznotfallambulanzen (Chest Pain Units/CPUs) und Notaufnahmen der Kliniken stehen auch an Feiertagen, wie auch am Wochenende oder nachts rund um die Uhr bereit – auch während der zweiten Corona-Welle. Hohe Covid-19-Infektionszahlen dürfen nicht dazu führen, dass Menschen mit Verdacht auf ein lebensbedrohliches Ereignis wie einen Herzinfarkt lebensrettende Maßnahmen unterlassen. „Zögern Sie nicht. Wählen Sie den Notruf 112 und äußern Sie den Herzinfarkt-Verdacht deutlich, damit ein Rettungswagen mit Notarzt geschickt wird“, appelliert Voigtländer. „Der Notarzt ist hier so wichtig, weil der Herzinfarkt jederzeit in Herzkammer- flimmern übergehen und der Patient in wenigen Minuten am plötzlichen Herztod versterben kann.“

Herzinfarkt- Symptome richtig deuten

Ein typisches Herzinfarkt-Symptom sind plötzlich einsetzende starke brennende und drückende Schmerzen, die länger als fünf Minuten anhalten und sich in Ruhe nicht bessern. Die Schmerzen zeigen sich überwiegend im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein, bisweilen auch nur im Rücken zwischen den Schulterblättern oder im Oberbauch. Die Schmerzen können in den Arm, den Hals oder Kiefer aus- strahlen. Zu den weiteren infarkttypischen Alarmzeichen gehören: Engegefühl in der Brust („Elefant auf der Brust“), Atemnot, Übelkeit, kalter Schweiß, Unruhe, Angst und Blässe. Herzpatienten sollten eine Zunahme von Beschwerden wie Atemnot besonders ernst nehmen, denn die Symptome einer Herzerkrankung können den Symptomen von Covid-19 stark ähneln.

Wer die Sorge hat, im Notfall vor Aufregung zu vergessen, wie die Wiederbelebung durch Herzdruckmassage bei beobachtetem Herzstillstand funktioniert oder was bei Herzinfarkt zu tun ist, kann das kostenfreie Herznot- fall-Set unter www.herzstiftung.de bestellen oder fordert es bei der Herzstiftung unter Tel. 069 955128400 an.

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Tipp des Monats

Osteoporose vorbeugen: Bewegung macht die Knochen stabiler

Damit die Knochen stark bleiben, braucht es nicht nur eine Ernährung, in der ordentlich Calcium steckt. Warum auch Bewegung so wichtig ist.

Knochen müssen regelmäßig belastet werden, um stabil zu bleiben und weniger schnell zu brechen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hin. Belastung für die Knochen heißt: Bewegung.

Ob Fußballtraining, Joggen, Pilates oder Radfahren: Vor allem dann, wenn es sportlich wird, regt Bewegung den Knochenstoffwechsel an.

„Dies geschieht durch die Muskeln, die am Knochen ziehen. Sie geben das Signal, mehr Calcium in das Skelettsystem zu transportieren und einzulagern“, so Prof. Uwe Maus von der DGOU. Dadurch gewinnen die Knochen an Stabilität – und auch Osteoporose wird vorgebeugt.

Auch die Ernährung zahlt auf die Knochenstärke ein

Besonders wichtig ist Sport übrigens für Kinder und Jugendliche. Denn bei ihnen baut sich die Knochenmasse noch auf.

Ganz ohne die Ernährung geht es aber nicht. Wichtig ist daher, reichlich Calcium zu sich zu nehmen – etwa durch Lebensmittel wie Milch, Hartkäse, Mineralwasser oder Spinat. Damit der Körper das gut verwerten kann, braucht es Vitamin D. Das bildet der Körper mithilfe von Sonnenlicht, es steckt aber auch in fettem Seefisch wie Hering oder Lachs.